Konkreter wird die Überlieferung dann aber erst im 6. Jahrhundert n.Chr.: Um 520 soll ein indischer Mönch names Ta Mo (auch Bodhidharma oder Daruma) im legendären Shongshan Shaolin Tempel in Honan in Nordchina Aufnahme gefunden haben. Neun Jahre ununterbrochener Meditation hinterließen einen bleibenden Eindruck nicht nur bei den anderen Mönchen sondern auch in einem Stein, der heute noch als eine Art Reliquie im Tempel zu bestaunen ist. Danach soll Ta Mo den durch das viele Stillsitzen geschwächten Mönchen Yogaübungen und Kampfformen der indischen Kschatria Kriegerkaste beigebracht haben, der er entstammte.
Im Shaolin-Kloster findet erstmals eine systematischere Verbindung zwischen Gesundheitsübung und Kampftechniken sowie Spiritualität und Kampfkunst statt, eine Verbindung, die das besondere Wesen der ostasiatischen Kampfkünste im Vergleich zu anderen Kampfkulturen wie z.B. dem griechisch-römischen Ringen oder der europäischen Fechtkunst ausmacht.
In der Folgezeit finden in ganz China verschiedene Richtungen des Boxens, zusammengefaßt unter dem Begriff Quan Fa, Gong Fu oder Kempo, Verbreitung. Die Überlieferung und Weiterentwicklung der Techniken erfolgt in klösterlichen oder Familienzusammenhängen.
Für die Stilrichtung Goju-Ryu haben neuere Forschungen mit einiger Sicherheit ergeben, dass dessen Wurzeln überwiegend im Weißer-Kranich-Gongfu der chinesischen Küstenprovinz Fuzhou liegen. Dort unterrichtete vor ca. 300 Jahren, also im 17. Jahrhundert, ein Mann namens Fang Shuju, der das Mönchsboxen im südlichen Fujian Shaolin Kloster erlernt hatte, seine Tochter Fang Jiniang in dieser Kunst. Fang Jiniang selbst entwickelte aus diesen Kenntnissen und ihren eigenen Tierbeobachtungen -eine in China weit verbreitete Übung - einen eigenen Stil: das Weißer-Kranich Gongfu. Die weiteren Hauptlehrer dieser Kunst bis zu den Gründervätern des Goju-Ryu sind lückenlos überliefert und haben z.T. sicher auch andere Elemente z.B. aus dem Tigerboxen in ihr System einfließen lassen.
Bevor wir uns jedoch dieser neueren Geschichte zuwenden, werfen wir einen Blick von China aus über das Meer nach Okinawa, der Geburtsstätte des Karate-Do.
Quelle: http://www.iogkf-germany.de/